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„Die paternalistische Haltung des Gesundheitssystems hat ausgedient“

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pilz-c-foto-wilkeDie Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz hält Gesundheitsportale für eine gute Sache. Von der Qualität der dort angebotenen Informationen ist sie aber nicht restlos überzeugt. Aus ihrer Sicht braucht es mehr Transparenz, welche Interessen die Betreiber der Angebote verfolgen. Gütesiegel könnten die Spreu vom Weizen trennen.

Sie beschäftigen sich beruflich mit den Rechten von Patientinnen und Patienten. Welche Rolle spielt das Internet bzw. Online-Services für die Wahrnehmung dieser Rechte?

Für die Arbeit der WPPA (Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft) ist das Internet sehr wichtig, da sich ein Großteil der Beschwerdeführer vorab auf unserer Website informiert. Diese ermöglicht Interessierten einen niederschwelligen Zugang zu Informationen. Die Rechte von Patientinnen und Patienten und von Heimbewohnern werden verständlich dargestellt. Wir informieren über Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht, bieten Erklärungen zur Entschädigung für medizinische Schadensfälle und verweisen auf die „Unabhängige Patienteninformationsstelle“, die in der WPPA angesiedelt ist. Sämtliche Formulare sind zum Download vorhanden.

Wie verändert das Internet aus Ihrer Sicht das Verhältnis von Menschen zu ihrer Gesundheit bzw. zum Gesundheitssystem?

Gesundheitsportale sind die am meisten nachgefragten Seiten im Internet. Es besteht ein großes Bedürfnis nach Information für diesen Bereich. Die paternalistische Haltung des Gesundheitssystems gegenüber Patientinnen und Patienten hat ausgedient. Die meisten Patienten wollen Kommunikation auf Augenhöhe, um eine informierte Entscheidung treffen zu können. Patienten wollen über die Vor- und Nachteile einer Behandlung und über Behandlungsalternativen verständlich und ausführlich aufgeklärt werden. Da die Mitarbeiter im Gesundheitswesen dieser neuen Anforderungen nicht immer bzw. ungenügend nachkommen, wird das Internet zu einer wesentlichen Informationsquelle.

Welche Online Services würden Sie den von Ihnen vertretenen Patientinnen und Patienten wünschen?

Ein unabhängiges, qualitätsgesichertes, aktualisiertes, verständliches und wissensbasiertes Auskunftsservice.

Welche Problemfelder sehen Sie im Bereich i-Health und wie sollte man ihnen begegnen?

Die große Anzahl an Angeboten im Internet zu Gesundheitsthemen ist auch für den „gebildeten“ Laien bezüglich Qualität der Information nicht zu beurteilen. Angebote, die völligen Unsinn verbreiten sind ebenso abrufbar wie seriöse und nicht interessensgeleitete Information.

Es braucht deutlich mehr Transparenz: Wer steht hinter diesen Seiten? Welche Interessen werden von den Betreibern vertreten? Wer finanziert diese Seite? Wann wurde sie zuletzt aktualisiert? Was sind die Quellen? Diese Informationen müssen verständlich und gut sichtbar platziert sein. Gütesiegel von unabhängigen Stellen könnten hier für die Patientinnen und Patienten sinnvolle Dienste leisten und helfen die Spreu vom Weizen zu trennen.

 

 


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